Ist Walzprofilieren wirklich so kompliziert?

September 2023 Profilieren
Rollforming Dallan

Bevor mein Vater das Unternehmen Dallan gründete, arbeitete er bei der Firma Secco, die Fenster und Türen aus Metall produzierte.

Secco war ein Marktführer im Bereich der Profilierung von Fenster- und Türrahmen und hat namhafte Techniker und Unternehmer vom Kaliber Massimo Colomban (Permasteelisa) und Sergio Dallan 🙂 hervorgebracht.

Mein Vater erzählte mir immer, dass das Profilieren damals noch eine Kunst für sich war und nur die “Zauberer” des Profilierens wussten, an welchen Rollen und Durchläufen sie herumwerkeln mussten, damit die Profile gut wurden. Oft wurden Holzstücke oder improvisierte Notlösungen verwendet, um das richtige Profil zu erhalten.

Ein Prozess, der trotz der Größe des Unternehmens alles andere als industriell war!

 

Entnommen aus dem Buch „Die Revolution der Effizienz“
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Er studierte damals nebenher an der Universität und hatte seine Abschlussarbeit über Wasserstrahlschneider schon fast fertig, als er sich kurzer Hand entschloss, das ganze Projekt über den Haufen zu werden und stattdessen eine Abschlussarbeit über das Profilieren von Leichtbauprofilen zu schreiben, ein Meilenstein in der Geschichte unseres Unternehmens.

Bereits 1973 hatte mein Vater sein Augenmerk auf Dünnbleche gerichtet.

Er suchte sich die Studien zusammen, die zum damaligen Zeitpunkt verfügbar waren, und stellte die Abschlussarbeit innerhalb kurzer Zeit fertig. Im Rahmen dieser Arbeit entwickelte er einen iterativen Algorithmus für die Berechnung der Biegeschritte, der in seiner Weiterentwicklung zur unternehmenseigenen Software geworden ist, die noch heute im Einsatz ist.

Das Bearbeiten von Dünnblechen macht andere Parameter erforderlich, als das Bearbeiten von Blechen mit größerer Stärke:

  • Das Berechnen großer Biegeradien ist deutlich komplexer.
  • Kleine Differenzen in den Materialeigenschaften wirken sich auf die Rückfederung aus.

Dazu kommt, dass auch bei modernen Simulationssoftwaren die Dünnbleche komplexer sind und sehr viel kleinere FE-Netze erforderlich machen. Das erhöht die Komplexität der Berechnung und die Rechenzeit drastisch.

Der von meinem Vater entwickelte und perfektionierte Algorithmus lieferte von Anfang an optimale Ergebnisse für dünne Profile. Er entwickelte auch eine Software in der Programmiersprache Fortran IV und ging damit zum Datenverarbeitungszentrum CED in Mailand, um die Umrisse der ersten Blumen berechnen zu lassen.

In den kommenden Jahren kamen die ersten Plotter auf den Markt und noch heute haben wir im Unternehmen die erste Blume, die mit der Software meines Vaters gezeichnet worden ist.

Nachdem mein Vater seinen Universitätsabschluss gemacht hatte, unternahm er einen Versuch, dieses neue Instrument in die Firma einzuführen, das viel von der “Zauberei” wegnahm und die Rolle der “alten Hasen” teilweise beschnitt.

Es ist deshalb auch leicht nachzuvollziehen, warum diese Innovation nicht gut aufgenommen wurde und auf Widerstand stieß.

Aber mein Vater wollte die Theorie seiner Abschlussarbeit in die Praxis umsetzen und aus diesem Grund – und auch weil er von sich überzeugt und leichtsinnig war, wie er selbst zugegeben hat – verließ er mit 33 Jahren das Unternehmen und gründete mit seinem Geld und dem Geld meiner Mutter die Firma Dallan.

Der Ingenieur und die Einfachheit des Profilierens

Als mein Vater sich selbstständig machte, hatte er weder eine Firma im Rücken noch eine Geschichte, um sich gegen seine Konkurrenz durchzusetzen.

Das einzige, was er damals hatte, war sein Studientitel. Er gründete die Firma deshalb mit dem Namen “Dallan Ing. Sergio”, den er in den ersten Jahren auch beibehielt.

Die ersten Mitarbeiter nannten ihn nur den Ingenieur und noch heute, vierzig Jahre später, wird er von seinen Mitarbeitern so genannt.

Selbst Fabrizio, sein erster Techniker, den er 1978 eingestellt hat, siezt ihn nach wie vor.

Auch für viele unserer Kunden ist mein Vater der Ingenieur geblieben, etwas, das mich immer fasziniert hat und das mich auch bei der Wahl meines Studienfachs beeinflusst hat, wie ich ja am Anfang des Buchs schon erzählt habe.

Die Auseinandersetzung mit den Profilierungsspezialisten war einer der Gründe, warum sich mein Vater nicht nur dafür entschied, sich auf Dünnblechprofile zu spezialisieren, sondern auch dafür, dass die Maschinen von Dallan einfach einstellbar und auch von Mitarbeitern bedienbar sein sollten, die keine Fachkräfte waren.

Er begann deshalb damit, nach und nach verschiedene Innovationen zu entwickeln in der Absicht, feste Referenzen in den Profilierungsprozess einzuführen, die es den Technikern ermöglichten, die Rollen so zu montieren, dass die Prozessparameter strikt eingehalten wurden. Er führte die untere Welle mit fester Höhe ein, sowie ein System zur Ausrichtung aller Rollen der Gruppe, das mit geschliffenen Ausrichtungsringen an der Basis jeder Welle funktionierte.

Diese beiden Maßnahmen waren auch bei den ersten Modellen der Köpfe angedacht und wurden konstant perfektioniert.

In den kommenden Jahren führte er außerdem folgende Neuerungen ein:

  • Das Nonius-System, eine Messskala, mit deren Hilfe der Bediener jederzeit die Werkseinstellungen der Rollengruppe wiederherstellen konnte.
  • Die Planung von Rollen mit kalibrierten Schultern, ein System, das die Regulierung der Gruppe für unterschiedliche Dicken mit einem Dickenmessgerät auf beiden Außenseiten der Gruppe ermöglichte.
  • Die Kalibrierung der Distanzringe zur Ausrichtung mit einem Lasermesssystem.
  • Und vor allem führte er das Combi-System ein, das einen sehr schnellen Produktionswechsel erlaubt, da der Kopf zusammen mit der Einlaufvorrichtung und der Richtvorrichtung auf einer Aluminiumplatte montiert ist. Wie wir ja bereits gesehen haben, bot und bietet diese Lösung noch heute extreme Flexibilität und die Sicherheit für den Bediener, dass bereits alle Rollen in der Maschine montiert sind und dass nur noch eine Kalibrierung nach der Zufuhr des ersten Blechs erforderlich ist.

Die Qualität von Metallprofilen aus beschichtetem Dünnblech

Ich habe ja bereits geschildert, dass mein Vater in der Zeit um das Jahr 1984 beschloss, sich endgültig auf Dünnbleche zu spezialisieren.

Bleche mit einer Dicke unter 2 Millimetern stellen einen Großteil des Marktes, aber zu Anfang, als das Unternehmen noch wenig Aufträge hatte, war es nicht einfach, potentielle Kunden abzulehnen!

Nachdem Dallan auf der Fachmesse Saie die erste Profiliermaschine für Trockenbauprofile verkauft hatte, machte sich das Unternehmen nach und nach einen Namen als Spezialist im Bereich von abgehängten Decken.

In diesem Sektor wurde mit beschichteten und vorbehandelten Blechbändern und Aluminiumbändern gearbeitet und obwohl die Profile eine dekorative Funktion hatten, verfügten die Bleche oft nicht über eine Schutzfolie.

Aus zwei Gründen sind diese Werkstoffe noch schwieriger zu bearbeiten als Profile aus Rohblechen oder verzinktem Blech:

  • Die Rollen haben unterschiedliche Umfangsgeschwindigkeiten, je nach Abstand von der Achse der Welle. Das bedeutet, dass sie an den Kontaktpunkten mit dem beschichteten Material immer eine andere Geschwindigkeit haben, als die neutrale Profilachse.
  • Außerdem unterscheidet sich die Elastizität der einzelnen Beschichtungen: Bei kleineren Biegeradien wird die Beschichtung an der Außenseite bezogen auf die neutrale Biegeachse gestreckt. Wenn der Biegeradius zu klein und die Beschichtung nicht elastisch genug ist, bilden sich Risse in der Beschichtung, durch die das darunter befindliche Blech sichtbar wird und das muss selbstverständlich unter allen Umständen vermieden werden.

Das erste Problem kann damit gelöst werden, dass bei der Planung einer Rollengruppe die Position der neutralen Achse berücksichtigt und ausreichend Platz in den kritischen Bereichen gelassen wird. Außerdem muss die Beschichtung nach Vorgabe der Prüfverfahren gemäß DIN EN 13523-12 und DIN EN 13523-16 für das Profilierverfahren geeignet und kratz-und abriebfest sein.

Um das zweite Problem zu lösen, muss am Projekt des Profils angesetzt werden. Die kleinsten Biegeradien müssen die Elastizitätseigenschaften der Beschichtung beachten, die von der Norm DIN EN 1396 vorgegeben werden.

Die Prüfung klassifiziert die Beschichtungen als T0, T0,5 und T1, je nachdem ob die Beschichtung Biegeradien toleriert, die 0 Mal (Biegen-Falzen), 0,5 Mal oder 1 Mal der Blechdicke entsprechen.

Es gibt auch Werkstoffe vom Typ T1,5 oder T2, bei denen die Beschichtung eine extrem geringe Elastizität hat und wo die internen Biegeradien mehr als zwei Mal der Blechdicke entsprechen müssen.

Bei Dünnblechen wird in der Regel mit organischen Beschichtungen mit Biegeeigenschaften zwischen T0,5 und T1 gearbeitet. In der Planungsphase ziehen wir es deshalb immer vor, für das Projekt des Profils Innenradien zu verwenden, die mehr als 0,8 Mal der Werkstoffdicke entsprechen.

Aufgrund der großartigen Arbeit, die das Unternehmen in vielen Jahren im Sektor der Trockenbauprofile und der beschichteten Profile geleistet hat, haben mein Vater und ich uns vor kurzem entschieden, den Slogan des Unternehmens von “Lösungen und Systeme für die Blechverarbeitung” in “Lösungen und Systeme für Dünnbleche und dekorative Profile” zu ändern.

Dünnbleche machen andere Maßnahmen erforderlich als Bleche mit mittlerer Dicke und sind oft mit größeren Schwierigkeiten verbunden.

Wir nennen unsere Maschinen deshalb Präzisionsprofiliermaschinen.

 

Entnommen aus dem Buch „Die Revolution der Effizienz“
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Andrea Dallan
CEO – Dallan Spa

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